Agile Softwareentwicklung: Ein umfassender Leitfaden

Die Softwareentwicklung hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Zu den am weitesten verbreiteten Ansätzen zählt heute der Prozess der agilen Softwareentwicklung – Teams sollen dadurch effektiver, flexibler und kundenorientierter arbeiten. Doch was steckt hinter ‚Agile‘ und wie funktioniert dieser Ansatz?

Die Softwareentwicklung hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Zu den am weitesten verbreiteten Ansätzen zählt heute der Prozess der agilen Softwareentwicklung – Teams sollen dadurch effektiver, flexibler und kundenorientierter arbeiten. Doch was steckt hinter ‚Agile‘ und wie funktioniert dieser Ansatz?

Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Entwicklung individueller Softwarelösungen und über 10 Jahren Agile-Know-how wollen wir Dir in diesem Leitfaden alles Wichtige über Agile vermitteln – von den Grundprinzipien und Methoden bis hin zur praktischen Anwendung und den Herausforderungen. Natürlich alles aus unserer gelebten Praxis.

Für wen ist agile Softwareentwicklung relevant? 

Die wichtigste – oder zumindest am häufigsten gestellte – Frage vorab: In welchen Branchen oder für welche Anwendungsbereiche bietet sich die agile Softwareentwicklung überhaupt an? Agile Softwareentwicklung ist besonders dort relevant, wo dynamische und komplexe Umfelder vorherrschen, Unternehmen also häufig mit sich verändernden Gegebenheiten konfrontiert sind. Dazu gehören beispielsweise:

  • Technologieunternehmen: Diese Branche profitiert besonders stark von der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit agiler Methoden, da sich die technologischen Anforderungen und Marktbedingungen schnell verändern.

  • Start-ups: Diese Unternehmen nutzen agile Softwareentwicklung, um schnell auf Kundenfeedback zu reagieren und ihre Produkte kontinuierlich zu verbessern – entscheidend für das Bestehen in wettbewerbsintensiven Märkten.

  • Finanzdienstleistungen: Banken und Versicherungen setzen zunehmend darauf, ihre Produkte und Kundenservices weiterzuentwickeln sowie regulatorische Anforderungen flexibel zu erfüllen.

  • E-Commerce: Unternehmen in diesem Feld profitieren besonders stark von einer schnellen Anpassung an Markttrends und Kundenanforderungen.

Was ist agile Softwareentwicklung? 

Eine Begriffsdefinition in nur einem Satz könnte folgendermaßen lauten:

Agile Softwareentwicklung ist ein iterativer und flexibler Ansatz, der auf der Idee basiert, dass sich Anforderungen und Lösungen im Projektverlauf weiterentwickeln.

Anstatt Euch starr an einen naturgemäß alternden Plan zu binden, ermöglicht die agile Vorgehensweise Dir und Deinem Team, auf frühzeitig eingeholtes Feedback zu reagieren und entsprechende Anpassungen für das weitere Vorgehen zu machen. Denn je komplexer und langfristiger eine Softwareentwicklung ist, desto wahrscheinlicher kommt es schon während des Projektverlaufs zu neuen Erkenntnissen und auch die Anforderungen an das Produkt können sich bereits verändert haben. 

Im Gegensatz zu traditionellen, linearen Modellen wie dem Wasserfallmodell, bei dem eine Phase nach der anderen mit Meilensteinen abgeschlossen wird, setzt Agile auf inkrementelle und iterative Entwicklung. Die Entwicklung wird entlang einer adaptiven Roadmap in kurzen Abschnitten, sogenannten ‚Sprints‘, vorgenommen, um regelmäßig neue, funktionsfähige Software zu liefern. Basierend auf frühem und regelmäßigem Feedback ermöglicht dieses Vorgehen eine kontinuierliche Verbesserung. So stellt Ihr sicher, dass Euer Endprodukt den tatsächlichen Bedürfnissen der anwendenden Personen entspricht.

So funktioniert Agile in der Praxis

Agile Projekte beginnen in der Regel mit einer Produktvision und der Erarbeitung der wichtigsten Anforderungen. Diese Anforderungen werden in einem Product Backlog gesammelt, das kontinuierlich gepflegt und priorisiert wird. Das Team arbeitet in iterativen Zyklen von maximal vier Wochen (in Scrum beispielsweise in Form von Sprints), um die Software schrittweise zu entwickeln.

Jeder Zyklus liefert neue, funktionsfähige Software, die von den Stakeholdern getestet und bewertet wird. Das Feedback fließt sofort in die nächste Iteration ein, um das Produkt kontinuierlich zu optimieren.

Vorteile der agilen Softwareentwicklung

Neben der hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bietet agile Softwareentwicklung zahlreiche weitere Vorteile gegenüber traditionellen Entwicklungsansätzen: 

  • Kürzere Time-to-Market: Da Agile auf inkrementelle, funktionsfähige Lieferungen setzt, können Unternehmen schneller neue Funktionen auf den Markt bringen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. 

  • Höhere Qualität: Durch regelmäßige Tests und Feedback-Runden wird die Software kontinuierlich verbessert – das führt zu einem Qualitätsgewinn. 

  • Optimale Zusammenarbeit: Agile fördert eine enge Zusammenarbeit sowohl innerhalb des Teams als auch mit den Stakeholdern, was zu besseren Ergebnissen und einer höheren Kundenzufriedenheit führt. 

  • Langfristige Prozessoptimierung: Agile Methoden legen Wert auf regelmäßige Reflexion und Anpassung der Arbeitsprozesse. Die Folge ist eine stetige Verbesserung

Herausforderungen der agilen Softwareentwicklung

Doch Vorsicht, bei der Umsetzung von Agile sind auch einige tückische Hürden zu nehmen: 

  • Skalierung: Agile funktioniert gut in kleinen Teams, die Skalierung auf größere Organisationen erfordert jedoch zusätzliche Strukturen wie Flight Levels, Scaled Agile Frameworks (SAFe) oder Large Scale Scrum (LeSS).

  • Kultureller Wandel: Agile erfordert eine offene, transparente und eigenverantwortliche  Unternehmenskultur. Führungskräfte müssen bereit sein, auf Zusammenarbeit zu setzen und ihren Teams Eigenverantwortung zu ermöglichen. Die Teams müssen im Gegenzug Verantwortung übernehmen und Selbstorganisation leben.

  • Unklare Anforderungen: Obwohl Agile darauf ausgelegt ist, mit sich ändernden Anforderungen umzugehen, ist die Fokussierung auf konkrete Produktziele bei einer Vielzahl von gewünschten Änderungen manchmal herausfordernd. Spezialisierte Rollen wie die des Product Owners helfen hier, auf Kurs zu bleiben.

  • Agile Anti-Patterns: Zu den häufigsten Fehlern gehört das Missachten von agilen Prinzipien, zum Beispiel wenn ein Unternehmen nur agile Praktiken übernimmt, aber einer eigenverantwortlichen Kultur nicht den nötigen Raum gibt. Oft scheitert Agile auch daran, dass nur einige Praktiken eingeführt werden (“Scrum-but”) oder versucht wird, Agile als starren Prozess zu implementieren. 

Woher weiß ich, wie aufwendig ein Feature ist?

Auch wenn der Scrum Guide keine spezifischen Metriken oder Methoden vorgibt, erweisen sich Story Points unserer Erfahrung nach als äußerst hilfreich, um den Arbeitsaufwand in agilen Teams zu schätzen. Was verbirgt sich dahinter?

Wenn Du den Wert einer Funktion realistisch einschätzen möchtest, musst Du natürlich auch die Entwicklungskosten berücksichtigen. Da jedoch Zeitschätzungen oft ungenau sind, wird in der agilen Entwicklung ein alternativer Ansatz verwendet: Story Points. Diese Metrik orientiert sich an der Komplexität, dem vorhandenen Wissen sowie den Erfahrungen mit ähnlichen Funktionen. Die Summe der Story Points, die ein Team in einem Sprint umsetzt, ergibt die sogenannte Velocity – die Geschwindigkeit, mit der das Team arbeitet. Mit der Velocity und den durchschnittlichen Sprintkosten lassen sich Aussagen über die voraussichtliche Entwicklungsdauer und die Gesamtkosten eines Projekts treffen.

In unserem Artikel Agile Punktlandung: Schätzen mit Story Points erklären wir, warum Story Points zuverlässiger als absolute Schätzungen sind.

Wie kann ich die Kosten im Blick behalten?

Mit einem agilen Festpreis kannst Du von Flexibilität und kontinuierlichem Feedback profitieren und gleichzeitig die Planungssicherheit eines festen Budgets gewährleisten. Anders gesagt, verknüpft dieses innovative Modell die Flexibilität der agilen Softwareentwicklung mit der Kostensicherheit eines Festpreismodells. Voraussetzung dafür sind ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen, transparente Zusammenarbeit und ständige Kommunikation.

Um diesen Weg zu beschreiten, vereinbaren Softwareentwicklung und Auftraggeber:innen lediglich die relevanten Ziele (i.e. die Produktvision) und die wesentlichen Rahmenbedingungen des Projektes inklusive Kosten und Zeitplanung – ohne allerdings jedes Detail und jede kleinste Anforderung schon im Vorfeld in einem ausführlichen Pflichtenheft festzuhalten. Mehr Details zum Modell des agilen Festpreises findest Du in unserem Artikel Agiler Festpreis: Flexibilität und Planungssicherheit vereint?

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